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2000 - Jetzt 

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Das „Hier und Jetzt“ ist eine Wendung im Bewusstsein:

Vom Alten zum ewig Unbekannten
Vom Gewohnten zum Wahrhaftigen
Vom Wissen zur spontanen Intelligenz

Im Jetzt zu leben ist kein esoterischer Luxus oder spirituelle Kopfgymnastik. Es ist der Zugang zu innerem und äußerem Frieden.

Anstatt dir noch länger vorzustellen, wie du sein solltest, kannst du entdecken, wer und wie du wirklich bist.

Dieser Entdeckung ist unsere Arbeit gewidmet. Es ist eine Einladung zu transformieren, zu heilen und wahre Identität zu entdecken.


Brief an meinen Verstand (2000)

Falls Du versuchst herauszufinden: "was ist passiert?" –
Nichts ist passiert – ist immer noch dabei zu passieren.
Ich bin immer noch Adima
Und ich bin es auch nicht.
Die Grenzen sind für mich verschwunden – vielleicht nicht für "Dich"
Das ist das Problem: in dem Moment, wo es "Mich" gibt, gibt es auch "Dich" –
Trennung, Grenzen
Bewusstsein hat keine Grenzen, keine Trennung
In dem Moment, wo ich spreche, in dem Moment, wo ich Worte benutze, gebe ich Form.
Form begrenzt das Ganze. Das muss sie tun, denn es ist schwierig das Ganze als Ganzes zu erkennen. Und dennoch enthält jede Form das Ganze.

Wenn Du nur die Form siehst, bist Du abgetrennt – ein Subjekt, das ein Objekt sieht.
Wenn du den Inhalt siehst, die Qualität, die Essenz in der Form und von der Form,
verschwindest "Du" – und nur Sein ist.
Deshalb können Worte es niemals sagen – und doch können Worte Dich dahin tragen,
sie können Vehikel sein für das Erkennen.
Worte sind leere Behälter, Vehikel der Leere, mit einem Namen, aber ohne Bedeutung – genau wie wir.
Das Körper-Geist-System kennt sich selbst als Form. Also muss es annehmen, dass es durch die Erhaltung von Begrenztheit, Abtrennung, Dualität existiert.

Bewusstheit kennt sich selbst nicht als getrennten Teil
Bewusstheit IST (wissend, dass sie) SELBST (ist).
Bewusstheit ist das Potential des All-Einsseins sich durch sich selbst ewig zu erneuern – sichtbar gemacht durch Form, sich an sich selbst erfreuend, indem es Form annimmt.

Die Quelle ist ähnlich der Sehnsucht, die ihre Bereitschaft des Werdens ausdrückt,
indem sie ständig Form annimmt in einem ewigen Fluss von gleichzeitiger Stille und Bewegung, ohne jeden Zweck, völlig un-persönlich.

Alle Konzepte lösen sich darin auf.

Auch "im Moment sein" ist ein solches Konzept.
Es bringt dich höchstens zum Lachen, wenn du einmal erkannt hast, dass du Bewusstheit bist. Wer ist es dann, der im Moment ist? und, welcher Moment?
Ewigkeit ist keine Akkumulation von Momenten, die aneinandergereiht werden wie Perlen an einer Schnur. Da gibt es keine Quantität.
Das Wort "Moment" ist einfach nur eine Herausforderung für den Verstand.
Es fordert den Verstand heraus, sich in der kleinst möglichen Zeitspanne aufzuhalten.
Da der Verstand nur durch Zeit existiert, stolpert und fällt er über etwas so kleines wie einen Moment.

Es ist ein Trick!
Sei wachsam! Sei Hier! – es funktioniert – Verstand verflüchtigt sich – Bewusstheit ist.
Versuch nicht, "im Moment zu sein."
Sei.


Über Heilung

Ein heiler Mensch ist einer, der ganz ist, innerlich in Frieden mit dem, was ist.
Ein guter Heiler ist jemand, der ein Gespür dafür hat, was im Moment gebraucht wird, um in Frieden zu sein mit dem, was ist.
Die Meinung, dass Heilung bedeute, Symptome weg zu machen oder Zustände zu ändern, ist ein eher beschränktes Missverstehen.

Es ist mit und ohne Symptomen möglich, die heile, ganze, wahre Natur deines Seins zu erkennen.
Es scheint einfacher, in einem schmerzfrei funktionierenden Körper zu sein, als in einem, der schwierige Störungen hat.

Wenn es darum geht, deine wahre Natur zu entdecken, sind Störungen, Krankheiten, Schmerzen kein Hindernis! Im Gegenteil, sie erinnern uns daran, dass Bewusstsein auf mysteriöse Weise diesen Körper benutzt, von dem es schlussendlich nicht abhängig ist.

Die meisten Menschen und vor allem die in den Heilberufen wünschen sich gerne heilerische „Wunder“ im Sinne von "anders sein" oder "besser werden". Jedes Bedürfnis nach "anders sein" ist der Versuch einer Kontrolle über das Leben.

Wahres Heilsein ist das Gegenteil von Kontrolle. Es ist offenes, waches Hiersein in dem was ist. In dem Erkennen, dass es um "Bewusstheit" geht ist auch eine Falle, nämmlich den Körper zu verleugnen oder zu vernachlässigen. das ist auf keinen fall wo ich hindeute. Im Gegenteil. Es braucht Verantwortung in Selbst-Liebe der Wahrheit des "Einsseins" zu dienen und gleichzeitig die menschlichen und körperlichen Bedürfnisse angemessen in Weisheit von Unterscheidung zu berücksichtigen.

Ich wurde öfters mal gefragt, ob "ein Erwachter" Schmerz anders erlebt oder weniger krank wird. Mind hat diese Vorstellung dass in der Wahrheit des Hierseins keine Störungen auftreten würden, oder dass der Körper-Geist-Aparat übermenschlich würde durch Realisation von Wahrheit. Solche Vorstellungen sind Unsinn.

Um deine wahre Natur zu entdecken, sind Methoden, die zur Heilung angewendet werden, nicht entscheidend für deine Realisation. Sie sind relativ wichtig dem Vehikel, dem Tempel deiner bewusstwerdung (deinem Körper) zu dienen. Wichtig ist auch die innere Ausrichtung auf das, was in dir bereits heil und ganz ist und es auch bleibt, egal was die Symptome sind.

Osho inspirierte mich vor vielen Jahren mit dem Ausspruch: „90% von allem Heilen ist Liebe, 10% ist die angewandte Methode. Der Heiler ist nur das Instrument.“
Ich wurde während meiner Zeit in Indien in vielen heilerischen Methoden ausgebildet. Damals habe ich erlebt, wie wichtig ich mir vorkam, mit erworbenen und auch mit angeborenen Fähigkeiten an mir und anderen etwas zu bewirken. Ich hielt mich dann für den Urheber der Wirkungen.

Im Offenbaren wahrer Natürlichkeit erlöschen derlei Ambitionen. Das ist entlastend und befreiend.
Ein neuer Sinn von Heilung zeigt sich: hier und jetzt im Frieden zu sein mit dem was ist. Auf dem Weg der Enthüllung kann man Methoden einsetzen, um auf das hinzuweisen, was eh immer unverrückbar hier ist - aber von uns leicht übersehen wird.

Mir wurden hellseherische und hellfühlerische Talente in die Wiege gelegt. Diese Talente haben mich oft bewegt zwischen der Arroganz des Besonderen und der Störung des Normalseins. In der Gelassenheit des Hierseins offenbart sich, dass es in keiner Richtung etwas bedeutet. Wahr ist, dass es weder für Heiler noch für Heilsucher nützlich ist, besondere Talente mit Hoffnung auf zuverlässige Wirkungen anzubieten – man kann sie nicht kontrollieren und nichts versprechen.
Im besten Fall kann man Methoden und Fähigkeiten in den Dienst der Wahrheit stellen.

Du kannst nicht mehr sein als Mensch und doch nie weniger als das göttliche unsterbliche Selbst. In beidem ruhst du in deiner wahren Natur.


Satsang – Geschichte und Kommentar (Artikel von Adima, 2005)

Das Wort „Satsang“ bedeutet: In Verbindung, in Gemeinschaft (Sangha) mit Wahrheit (Sat) sein

Seit es Bewusstsein gibt, gibt es die Botschaft der Erlösung, des Erwachens.
In allen Zeiten und Kulturen haben Menschen in geistiger und emotionaler, innerer Erforschung, in Philosophie, Religionen, Psychotherapie nach Wahrheit, nach Sinn, nach "sich selbst" gesucht.
In dieser Suche nach unserer göttlichen Natur, nach Selbst-Verwirklichung, Freiheit, Liebe oder Glück versuchen wir in den meisten Fällen, unsere persönlichen Zustände und Umstände von schlecht nach gut oder von gut nach besser zu verändern.
In Satsang geht es nicht um "anders sein oder anders werden müssen." Es geht darum zu erkennen, dass „WIE du bist“ (als Mensch-Person) untrennbar umhüllt ist von „WER du bist“ (als göttliches, spirituelles Wesen)

Satsang Lehrer dienen als Werkzeuge einer Übermittlung, die an sich nicht in Worten geschehen kann.
Sie sind so etwas wie Botschafter oder Repräsentaten der Möglichkeit des spirituellen Erwachens.
Seit Mitte der 90 er Jahre erscheinen – vor allem in Deutschland - viele "Satsanglehrer/ innen".

Im Osten - und bei vielen westlichen Suchern - haben Satsang und Erleuchtung eine lange Tradition, verbunden mit spirituellen Konzepten.
Jetzt ist Satsang in jeder Hinsicht "in den Westen gekommen" und löst sich aus verkrusteten Konzepten. Die Herausforderung wächst darin für uns alle wahrhaft offen zu SEIN, egal ob in der Rolle als "Lernender" oder als "Lehrer". Satsang ist ein Herzensgeschenk der Liebe an sich selbst, weitergegeben von Freund zu Freund.

In Wahrheit ist es der selbe, eine "Lehrer", ein göttlicher Resonanzraum, der in jedem Herzen wohnt. Er/Sie erscheint in vielfacher Form und Gestalt und lädt dich ein zu grenzenloser Freiheit, unendlicher Liebe, essentieller Stille als dein eigenes, wahres Selbst.

Satsang ist bewusste, nackte, direkte Begegnung - keine Unterhaltung oder "Wissen", sondern Transzendenz des "Wissens", so dass Weisheit Platz nehmen kann ...

Die Abwicklung des Mind und seiner Programme geschehen zu lassen, ohne daran Beteiligte(r) zu sein, enthüllt das, was still, formlos und unveränderbar IST, als dein Sein. In dem Erkennen deiner wahren Natur ist es nicht mehr möglich, das was IST, mit dem zu verwechseln, was im Spiel des Lebens in Form von Gedanken, Gefühlen, Zuständen, Umständen erscheint. Die Illusion eines abgetrennten Ich, das Ursache und Wirkung unterliegt oder bestimmen kann, verschwindet als Identität. Damit endet persönliches Leiden und es beginnt eine nicht endende Entfaltung jenseits aller Konzepte, ein tiefes Vertrauen im Hier-Sein.

Das Gewahrsein des einen Selbst, die unendliche Liebe, das Göttliche - wie immer wir es nennen - ist so nah, dass wir es übersehen. Jede Situation ist eine Herausforderung, wach zu sein und der Wahrheit zu begegnen. Jede Situation birgt die Möglichkeit, den Ich-Gedanken in vielerlei Form (wieder) zu erschaffen. Im Auftauchen all dieser Möglichkeiten ist die Einladung, alles was erscheint ohne Urteil, ohne Wissen, ohne Begrenztheit zu SEIN. Wir sind ein unendliches Ent-falten und Vertiefen des einen Bewusst-Seins.

Erwachen ist ein Beginn eines endlosen, bewussten Er-Lebens, das in jedem Moment überraschend, unberechenbar ist.
Wenn Du bereit bist der Wahrheit direkt zu begegnen, so wird sie sich durch dich offenbaren. Kein Tun und kein Nicht-Tun sind dazu notwendig. Wach erst auf! Deinen ganzen Kram kannst du dann auch noch erledigen - oder sein lassen.... und, mit viel Spass!

Satsang Treffen, also eine Zusammenkunft von Menschen, die (sich) in Wahrheit begegnen und vertiefen möchten, ist wie ein Auflodern der Herzensflamme. Wenn die Liebe die Liebe trifft gibt es kein Entrinnen, keine Unterschiede, kein Dogma. Das eine Bewusstsein erfreut sich am eigenen Sein in so vieler Form und ist doch vollendet still. Stille überträgt Wahrheit. Stille ist der Lehrer.
(Und in mir ein grosse Schmunzeln, nach einem so langen Artikel mit diesen Worten zu enden!) ...

Komm und Sieh


Frage: "Warum "Satsang" - geht es nicht weniger traditionell, etwas moderner?"
Seit Mitte der 90er Jahre wurde der Westen - und darin vor allem (West-)Deutschland - von
einer "Satsang (Lehrer-) Schwemme" heimgesucht.
Inzwischen hat der kollektive Mind die üblichen Konsequenzen produziert … nachdem aus
einer „(Nicht-)Sache“ eine Ware gemacht wurde, passieren auch Qualitätsverluste auf
Anbieterseite und Überdruss bei den Konsumenten. Soweit das Mind-Spiel …

Dagegen können und brauchen wir nichts zu tun. Wir können es feststellen, wir können
reagieren, vielleicht mit Schmerz, mit Wut oder sonstigen An- und Ent-Spannungen.
Vielleicht verstehen wir dadurch: Aha, das ist also was Mind mit etwas macht, das er nicht
verstehen kann, worüber er aber gern die Oberhand behalten möchte.

Inflationäre Tendenzen sind unvermeidlich. Ebenso unvermeidlich sind die
auftretenden Tendenzen von Abgrenzung zur Minderqualität oder zur spezialisierten
Neuerfindung des Rades, sowas wie "der wahrere, bessere Satsang."

Jetzt ergibt sich die Frage, was für einen Sinn sollte es machen, dem New-Age-Neusprech
folgend "Umbenennungen" vor zu nehmen ...manche Leute nennen mich "altmodisch" -
o.k. - oder "nicht massenkompatibel" - o.k. da ist keine Absicht, das zu werden ...

das Wort "Satsang" ist auch eine Art Klang-Raum. Darin vibriert Stille… "Volle" Stille ind Wort-Klängen,"leere Stille" im Sosein ...darin ist eine
Einladung, die innerste Wahrheit zu erhören und ihr zu folgen.
Diese Einladung hat mein Herz gestohlen, ihm Flügel verliehen und es flog in grenzenlose Freiheit. Diese Möglichkeit schwingt in und um "Satsang". Lausche, ... lausche …
Ich liebe (in) Satsang.
Und, wo Satsang drin ist steht Satsang drauf :)


Freiheit jenseits aller Konzepte
Die Quelle des Seins entdecken
(Aus: PRISMA Magazin, Ausg. Juni/Juli 04)

Das ganze Universum ist frei, unbegrenzt. Aus einem leeren Ursprung, einem alles enthaltenden Nichts, drückt es sich in Millionen Formen und Nicht-Formen aus. Interessanterweise scheint gerade der Mensch, das bisher höchstentwickelte Wesen auf dieser Erde, unfrei und eingeschränkt. Diese Einschränkung besteht aus Ideen, Formeln, Konzepten, Vorschriften, die sich der Mensch durch den denkenden Teil seines Geistes selbst auferlegt hat. Daran haben weder philosophische noch religiöse Lehren, weder politische noch soziale Strukturen oder deren Auflösung etwas ändern können. Weder Revolutionen noch Konter-Revolutionen haben den Menschen frei gemacht.

Ein grundlegender Wesenszug des Menschen ist der Drang, über sich hinaus zu wachsen. Dieser Drang schickt Menschen zum Mond, auf den Mars, in die Tiefen des Meeres, in die Strukturen des genetischen Codes – überall hin, nur nicht in die Freiheit.

Wenn diese Sehnsucht sich spirituell ausdrückt, wird der Mensch zum Sucher und geht auf die innere Reise. Dabei wendet er aus Gewohnheit dieselben Konzepte an wie in der äußeren Suche: das Ergründen von Ursachen, um Wirkungen und Zustände zu verbessern. Der natürliche Seins-Zustand des Menschen – Freiheit – wird dabei übersehen, denn natürliches Sein entzieht sich der Begreifbarkeit durch Erklärungen von Ursache und Wirkung. So liegt bei den meisten Menschen, und seien sie noch so wissend, ihre wahre Natur unerkannt und zugeschüttet unter Erklärungen und Regeln. Diesem Verhalten liegt ein weiteres psychologisches Phänomen des Menschen zugrunde: Angst vor dem Nichts, Angst vor wahrer Freiheit.

Wahre Freiheit hat nichts mit Anarchie oder Nihilismus zu tun. Wahre Freiheit ist weder für noch gegen etwas. Undefinierbarkeit ist die eigentliche Natur allen Seins – auch des Menschseins. Sie hat kein Gesicht, keinen Namen und keine Vorschriften. Kein Mensch hat sie je verloren, sondern nur zugeschüttet mit Ideen und Konditionierungen, die der Erhaltung eines bestimmten Mechanismus dienen: Kontrolle, oft auch „Sicherheit“ genannt.

Seit Jahrtausenden haben Menschen gelernt, dass irgend etwas Furchtbares geschehen könnte, wenn der Mensch einfach so ist, wie er ist – und die Geschichte der Menschheit scheint der Idee Recht zu geben, dass ohne eingrenzende Vorschriften, wie der Mensch zu sein habe, Schreckliches geschieht. Nun, mit diesen Vorschriften offensichtlich auch. Das Versäumnis ist, dass die meisten Menschen nicht tief genug geschaut haben, was es bedeutet, „einfach zu sein“.

Bewusstsein begrenzt sich als "Ich“, um seine grenzenlose Freiheit zu erkennen

Das "normale", persönliche Bewusstsein erfährt sich als "Ich“. Nun wissen wir aus Beobachtung und eigener Erfahrung, dass "Ich“ eine Art Mechanismus ist, der sich im Kindesalter bildet. Es ist ein unvermeidlicher Mechanismus, der zur Arterhaltung und Kommunikation dient. Dieser Mechanismus führt aber in seiner Begrenztheit zu tiefen Missverständnissen. Das eigentliche Missverständnis ist, zu glauben: "Ich bin das, was mir passiert. Ich bin meine (persönliche, ethnische, genetische) Geschichte."

Auf der Basis von "ich und meine Geschichte" versucht der Mensch, seine Umstände und Zustände zu verbessern. Das gelingt oft, und dennoch bleibt eine Menschheit zurück, die sich wieder und wieder frustriert fragen muss: "Was läuft falsch? Warum führt das höchste Wesen der Schöpfung immer noch Krieg und zerstört den wundervollen Planeten, auf dem doch eigentlich alle genug zu essen haben und in Frieden leben könnten?"

Die Antwort ist der Kampf im eigenen Innern, weil die meisten Menschen sich nicht einmal annähernd in Ordnung finden können. Sie jagen einem Idealbild von "wie ich zu sein habe“ nach, das sie in den meisten Fällen nicht einmal selbst geschaffen haben. Wenn Menschen über Freiheit sprechen, dann sprechen sie entweder von der Freiheit, "dies oder jenes zu tun oder zu lassen", oder davon, "endlich von etwas – einer Sache oder Person – befreit zu sein." Das alles hat mit Freiheit nichts zu tun, denn es ist nach wie vor abhängig von bestimmten Umständen. Es ist Teil der Geschichte von Ursache und Wirkung. Während der Mensch sich unablässig mit der Verstrickung in diese Abläufe beschäftigt, übersieht er die wesentlichste Frage: Wer ist eigentlich dieses "Ich“, dem das alles passiert?

Nun, Untersuchungen dieser Frage durch tausende von Suchern zeigen immer wieder, dass es dieses "Ich“ gar nicht gibt, dass sich bei konsequenter Erforschung stilles, grenzenloses Bewusstsein offenbart. Das ist die wahre Natur allen Seins, und kein Mensch ist davon getrennt. Die Wirklichkeit ist nur verhüllt von der Illusion von "ich und meine Geschichte.“

Ich – die größte Illusion

Die Verhüllung entsteht dadurch, dass der Mind * an seiner Wurzel in früher Kindheit den Ich-Mechanismus installiert und durch diesen bestimmte, individuelle "Daseinsgefühle" erfährt. Das "Ich" erfährt sich als ein Subjekt, erfährt sich als getrennt vom Ganzen, weil es auf das Universum als ein "Objekt“ schaut und allem gegenüberzustehen glaubt. In dieser Sicht wird alles zum Objekt, das als erstrebenswert erscheint. Das "Ich-Subjekt" möchte irgendwann alle erstrebenswerten Objekte – materieller und spiritueller Natur – haben . Zwangsläufig hat sich das "Ich" zum Handelnden erklärt und erlebt sich als Betroffener. Es erfährt, dass auch nach der Lektüre und dem Verstehen von Freiheitsideen und Konzepten im Innern immer noch Unfreiheit ist.

Deshalb werden unendlich viele Fragen gestellt. Das "Ich" geht auf die Suche. Dabei eröffnen sich unendlich viele Möglichkeiten zur materiellen oder spirituellen Verbesserung dessen, was wahrgenommen wird. Die meisten Fragen, die Menschen (sich) stellen, operieren von vorneherein innerhalb der Grenzen des Irrtums von "ich und meine Geschichte". Die Fragen verfolgen Ursachen, um Wirkungen zu verändern. Es ist offensichtlich, dass die Antworten auf diese Fragen nicht geholfen haben.

Wenn wir genauer hinsehen, stellen wir fest, dass der Mensch in seiner Sucht nach der Verbesserung von Zuständen und Umständen nur selten wesentliche Fragen stellt, Fragen nach dem wahren Sein, Fragen nach dem Selbst: Wer bin ich?

Jeder, der diese Frage bis zum Ursprung verfolgt, findet Nichts – nicht ein langweiliges Nichts als Gegensatz zu Etwas, sondern ein Nichts, das frei, weit und unbegrenzt IST. Die alten und neuen "Erleuchteten", die Weisen, die Selbst-Verwirklichten berichten übereinstimmend, dass es im Grunde dieses einen Seins, das wir alle sind, NICHTS gibt. Dies zu erkennen wird von einem Gefühl der Glückseligkeit begleitet, und unbegrenzte, bedingungslose Liebe und Mitgefühl offenbaren sich darin. Und doch sind Berichte darüber nutzlos, wenn diese zu Objekten der Begierde eines handelnden Subjekts werden. Das einzig Sinnvolle ist, selbst zu entdecken, dass es "mich und meine Geschichte" gar nicht gibt. Das Mysterium der Freiheit des Seins ist unvorstellbar. Auch die wahren Worte darüber können es nicht beschreiben.

Freiheit ist nicht anstatt Begrenztheit, sondern vor, während, nach und jenseits davon

Heute erwachen mehr und mehr Menschen in die Freiheit ihres Seins. Darin entsteht und vergeht Menschsein als göttliches Spiel des Bewusstseins. Darin erlebt Bewusstsein die Erfahrung vom Menschsein, das begrenzt durch Sterben und Tod dieser Körper-Geist-Form in Erscheinung tritt – daran kann man nichts ändern. Doch man kann (nur!) zu Lebzeiten die Chance nutzen, die Wahrheit zu erkennen. Es ist ein Geschenk der Gnade, dass Bewusstsein sich als Mensch erfahren kann und dadurch diese unerhörte Chance hat, sich selbst zu erkennen. In Wahrheit ist eines klar: Es gibt genauso wenig einen Handelnden wie einen Betroffenen. Du lebst nicht dein Leben – das Leben lebt dich, bedingungsfrei.

Individuelles Menschsein ist begrenzt. Nutze deine Zeit. Verschwende sie nicht zur Erfindung immer neuer Ideen über Freiheit. Deine einzige Freiheit ist, hier und jetzt in diesem Moment zu sein, wer du wirklich bist – unendliches Bewusstsein. Die gute Nachricht ist: Du musst dafür nichts tun oder lassen, denn du bist es schon. Wenn Freisein von Methoden, Ritualen, Informationen oder Umständen abhängig wäre, würde das bedeuten, es gäbe einen Weg durch Raum oder Zeit zurückzulegen, um zum wahren Sein zu gelangen. Da es aber zwischen dir und deinem wahren Sein keinen Abstand gibt, kann es auch keinen Weg geben, um dorthin zu gelangen. Es ist HIER. Der Verstand versteht das nicht, denn er operiert in Zeit-Räumen – er kann nicht anders. Doch tief im Innern weißt du es. Wenn du wirklich frei sein willst, bedingungslos, wird es geschehen. Es wird sich im Bewusstsein offenbaren als das, was immer war, was ist und sein wird. Wer du wirklich bist, ist ewig. In der Grenzenlosigkeit dieses Moments offenbart sich deine wahre Natur – unendlich, grenzenlos, frei.

* Mind ist mit "Verstand" nicht ganz treffend übersetzt, denn im deutschen Sprachgebrauch wird Verstand oft lediglich als rein intellektuelle Geistesleistung oder Denken angesehen. Mind ist jedoch alles, was Signalinterpretation des Körper-Geist-Apparates betrifft, also auch Gefühle, sinnliche Wahrnehmung etc.


Erleuchtung, "Teilerleuchtung" oder "Restidentitäten"?

Frage: ... gestern sagtest du (im Satsang), es sei eigentlich unglaublich, dass die (Satsang-) Gäste ihre Buddha-Natur nicht sehen können. Wer von den Personen ist denn da erleuchtet ? Wenn man selbst glaubt, man sei erleuchtet, dann ist er noch da. Nur solange er nicht denkt bzw. das Denken ohne Denker ist, kann der Buddha existieren. Ein wenig Restidentität steckt wohl noch in jedem Menschen..? Also, jetzt Butter aufs Brot, wer ist denn wann erleuchtet und handelt es sich vielleicht um Teilerleuchtungen ? Ein Mensch, der sich öffnet und verletzbar für andere Menschen macht muss noch lange nicht ohne Geschichte sein...

ich sehe nie jemanden, der "nicht erleuchtet" ist. Und du hast Recht: wenn Jemand sich dafür hält - ooops - dann wird er/sie zwangsläufig auch "unerleuchtet" sein müssen. Wenn du ein Etwas bist, wirst du auch das Gegenteil sein. Teilerleuchtung gibt es nicht. Es gibt den Irrtum, DAS für ein Etwas zu halten, das man haben oder nicht haben kann.
Die Theorie über "Restidentität" ist eine Ego-Falle. Es bleiben keine Reste. Menschsein in seiner Fehlbarkeit und Begrenztheit ist kein "Rest", sondern eine in jedem Moment neue erscheinende Phenomenalität, die nicht vom Sein getrennt ist.

Und wenn ein Mensch "sich öffnet und für andere (wer soll das sein?) verletzbar macht" hat das nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass dieser Mensch ungeteiltes Bewusstsein in jedem Moment IST. Es mag also sein, dass du Menschen triffst, die "selbstlos anderen" dienen und trotzdem nervös werden, wenn es "unter die Brücke geht". Die gesellschaftlich anerkannte Sicht von "selbstlos" ist sehr begrenzt und wird gemessen an "Taten für andere". Wirklich selbstlos kannst du erst sein, wenn du das Selbst als eins, als eine Essenz in allem erkannt hast, ein Sein, das dich weder "unter der Brücke" noch in einem schönen Haus in deiner wahren Natur anders machen kann. DAS hat mit Taten zunächst mal gar nichts zu tun.

Darauf hinzuweisen, wie unglaublich es ist, wenn "die eigene Buddhanatur nicht gesehen wird", verweist einfach auf all die Komplikationen, die der Mind mit seinen Vorstellungen vor das einfache Sein Hier schiebt und dadurch "dich" (ich, mir, mein) erzeugt.

Wird die Buddhanatur erkannt, dann ist da keiner, der sie sieht, der sie hat oder der sie verlieren könnte. Der Buddha existiert immer, auch im Denker, auch in Identifikation etc. Der Buddha existiert auch in der Unfreiheit desjenigen, der sich für einen Jemand hält. Es ist eben nicht "entweder oder". Wenn du nun in diesen Zeilen Widersprüche entdeckst - JA Wahrheit ist nicht logisch, nicht faktisch. Du kannst keinen "Standpunkt" finden, von dem aus irgend eine "Erleuchtungstheorie" zutrifft :) Sobald etwas gesagt wird, ist es relativ .... Hier Sein ist viel einfacher, als zu versuchen, "Erleuchtung" zu verstehen oder zu definieren.